Auftaktveranstaltung zur Gründung des Labors

Feierliche Auftaktveranstaltung zur Gründung des Labors für Demokratiebildung als wissenschaftliche Einrichtung an der Universität Passau
In einem festlichen Akt mit zahlreichen Vertretern aus Politik, Bildung, Kultur und Zivilgesellschaft hat sich das Forschungs- und Reflexionslabor für Demokratiebildung der Öffentlichkeit vorgestellt.
Staatsminister Dr. Florian Herrmann betonte in seiner Ansprache im Audimax der Universität: "Das Labor ist ein starkes Zeichen in einer Zeit, in der Demokratien weltweit unter Druck geraten. Es soll offenen Meinungsaustausch als Grundprinzip von Demokratie lehren sowie Reflexion über die Vergangenheit ermöglichen.“

Universitätspräsident Prof. Dr. Ulrich Bartosch hob in seinem Grußwort die gesellschaftliche Verantwortung von Wissenschaft hervor: „Wissenschaft ist auf Freiheit angewiesen. Es ist somit die ureigenste Aufgabe einer Universität, mit ihren Mitteln für diese Freiheit einzutreten. Mit dem Labor baut die Universität Passau Bildungsangebote zu den Themen Menschenrechte und Demokratie, insbesondere in der Lehrkräftebildung, als Transferleistung aus.“ Sein persönlicher Dank galt Reiner Kunze, der sich den totalitären Machtansprüchen des SED-Regimes mit poetischen Mitteln widersetzt hatte. Zudem dankte der Präsident der Reiner und Elisabeth Kunze Stiftung sowie der Schwarz-Jany-Stiftung für ihre Unterstützung beim Aufbau des Labors für Demokratiebildung.

Inhaltliche Ausrichtung des Labors für Demokratiebildung
Im Fokus der Arbeit des Labors stehen drei Themenfelder: (1) Lebenswelten in Diktaturen und Demokratien, (2) Menschenrechtsbildung und (3) Gesellschaftliche Herausforderungen durch Digitalität. Eine zentrale Zielgruppe sind Lehramtsstudierende aller Schularten und Fächer, die als künftige Multiplikatorinnen und Multiplikatoren demokratischer Bildung wirken sollen.
Die Leitung des Labors hat Prof. Dr. Inken Heldt, Professorin für das politische System der Bundesrepublik Deutschland und Politische Bildung, übernommen. „Politische Bildung darf nie neutral sein“, betonte Heldt. „Wir wollen Menschen ermutigen, aus freier Selbstbestimmung heraus für demokratische Werte und Menschenrechte einzustehen– und immer, wenn es nötig ist, dafür aufzustehen. Demokratie braucht Menschen, die widersprechen – aus Verantwortung, nicht aus Trotz.“

Dr. Linda von Keyserlingk-Rehbein, Historikerin und Kunze-Expertin, ist Geschäftsführerin des Labors. Sie ergänzte: „Wir lassen Erfahrungen, Biografien und historische Zeugnisse sprechen, damit junge Generationen die Gefahren totalitärer Systeme begreifen, ohne sie selbst erleben zu müssen.“ Bereits im Sommersemester 2025 fanden erste erfolgreiche Lehrveranstaltungen statt – mit Zeitzeugengesprächen und einer Exkursion zum Theater Regensburg, die den Studierenden in der dort uraufgeführten Kammeroper "Die wunderbaren Jahre" von Reiner Kunze eindrückliche Bildungserfahrungen boten.

Einen kulturell-politischen Akzent setzte Sebastian Ritschel, Intendant des Theaters Regensburg, mit seinem Impulsvortrag über das Theater als Erfahrungsraum von Diktatur und Demokratie.

Podiumsgespräch "Perspektiven und Herausforderungen der Demokratiebildung 2025"
In der anschließenden Podiumsdiskussion befragte Katrina Jordan (Leiterin der Kommunikationsabteilung der Universität Passau) Vertreter*innen aus Kultur, Bildungsbereich und Zivilgesellschaft zu ihren Erfahrungen und Perspektiven in Bezug auf die aktuellen Herausforderungen der Demokratiebildung.


Es diskutierten:
- Sebastian Ritschel (Intendant des Theaters Regensburg)
- Als erfahrener Theaterintendant, der bereits an vielen Häusern in den alten und neuen Bundesländern tätig war, betonte Sebastian Ritschel die Bedeutung kultureller Institutionen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Er hielt ein Plädoyer dafür, dass akademische politische Bildung mit den Potentialen des gesellschaftlichen Dialogs im Theater stärker zusammengedacht werden sollte.
- Silke Salzberger (Rektorin der Hans-Carossa-Grundschule, Passau)
- Silke Salzberger verdeutlichte, was aus Sicht der Schulleitung für die Ausbildung künftiger Lehrkräfte in Bezug auf die Demokratiebildung relevant sei und warum Demokratiebildung auch schon an Grundschulen eine große Rolle spiele. Die Hans-Carossa-Grundschule wurde 2025 für besondere Innovationskraft und erfolgreiche Schulentwicklung ausgezeichnet und erhielt den MODUS-Status, der bayerische Schulen zur Erprobung von Weiterentwicklungsmaßnahmen berechtigt. Sie zeigte sich sehr interessiert an künftigen Angeboten des Labors für Demokratiebildung.
- Andrea Carl (Mitgründerin der Initiative "Omas gegen Rechts" in Passau)
- Als Vertreterin der aktiven Zivilgesellschaft betonte Andrea Carl wie wichtig persönliches Engagement, Empathie und ein wertschätzender Dialog für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Demokratie ist. Als ehemalige Gymnasiallehrerin sei ihr die Demokratiebildung für künftige Lehrkräfte und der Dialog zwischen den Generationen besonders wichtig.
- Martin Donaubauer (Lehramtsstudent für Mittelschulen an der Universität Passau)
- Als Teilnehmer im Seminar „Diktaturerfahrungen in der DDR“ hatte Martin Donaubauer Gelegenheit, selbst ein Zeitzeugengespräch über politische Indoktrination von Kindern und Jugendlichen zu führen. Zudem nahm er an der Exkursion ans Theater Regensburg zur Inszenierung „Die wunderbaren Jahre“ von Reiner Kunze teil. Er hob die Bedeutung der Einbindung von Zeitzeugen sowie Kulturangeboten in die Lehre im Kontext von Demokratiebildung als besonders relevant hervor.
Alle Podiumsgäste waren sich einig: Das neue Labor soll ein offener Ort des Austauschs werden – an der Universität und weit darüber hinaus. Ein Ort, an dem Demokratie nicht nur erforscht, sondern an dem Demokratie reflektiert und erlebt wird.