Raumbezogene Bildungsungleichheit
Macht- und Ungleichverhältnisse werden auch in Bezug auf Bildungskontexte durch Verräumlichungsprozesse manifest (vgl. u. a. Soja 2010, Harvey 1998). Dies zeigt sich unter anderem an der ungleichen Verteilung von Bildungsressourcen angesichts selektiver Sozialräume (vgl. Parade & Heinzel 2020, Mayer & Koinzer 2019), in einer „urban-rural education gap“ (vgl. Echazarra & Ratinier 2019) oder in den vielfältigen Ausschlüssen aus Bildungsräumen, etwa im Rahmen von Anordnungs- und Zuweisungsprozessen, beispielsweise durch die Überweisung an „Nicht-Orte“ (Augé 1994).
Dennoch klammern Erziehungswissenschaft und pädagogische Praxis in der Auseinandersetzung mit Bildungsungleichheit die räumliche(n) Perspektive(n) noch weitgehend aus (vgl. Sesink 2014). Die Befähigung dazu sich den Raum als pädagogische Kategorie zu erschließen ist eine wesentliche Voraussetzung, um die räumliche Dimension in den komplexen exkludierenden und benachteiligenden Mechanismen analysieren und Bewusstsein für (räumliche) Möglichkeiten zur Förderung von Bildungsgerechtigkeit schaffen zu können.
Ausgehend von einem relationalen, konstruktivistischen Raumbegriff (vgl. Kessl & Reutlinger 2019, Löw & Knoblauch 2019, Löw 2001, Lefebvre 1974, Bollnow 1963) und dem vom Kulturgeografen und Stadtforscher Edward Soja (2010) maßgeblich entwickelten Konzept einer raumbezogenen Gerechtigkeit steht im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses in diesem Fokusfeld die (raum)soziologisch, kulturgeografisch und bildungswissenschaftlich gefasste Analyse (nicht-)hegemonialer Raumstrukturen und emanzipatorischer Praktiken zum bildungsgerechteren Raum.
Die entsprechenden Arbeiten werden unter anderem in die Beteiligung des Lehrstuhls am Projekt „Transformation universitärer Bildungsräume (TraUBe)“ integriert.