(Translokale) Re-Figuration von Erinnerungsorten
Orte zum Sprechen bringen: Zur (translokalen) Re-Figuration von Erinnerungsraum
Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Transformationen, unter anderem im Zusammenhang mit der „mindestens seit 20 Jahren (…) durch publizistische, politische und pädagogische Debatten“ geisternde Metapher vom „Verschwinden der Zeitzeugen“ (Skriebeleit 2011) und einer mit der zunehmenden Distanz zum historischen Ereignis abstrakter werdenden Verbindung zu gegenwärtigen Lebenswelten, befinden sich Erinnerungskultur und Holocaust-Gedenken im Übergang vom kommunikativen zum kulturellen Gedächtnis (vgl. Assmann 2006): Orte gewinnen dabei an Bedeutung als Träger der Erinnerung, als „Kontaktzonen oder Resonanzräume, in denen die Geschichte des Holocaust in besonderer Weise nachhallt“ (Ebbrecht-Hartmann 2020).
Unter anderem bedingten die Herausforderungen der Corona-Pandemie eine massive Beschleunigung der bereits laufenden Entwicklung hin zu einer Art digitalen Wende des Holocaust-Gedenkens (vgl. Erbbrecht-Hartmann 2020). Die (digitale) Transformation von Erinnerungskulturen und Holocaust Education im Übergang zum kulturellen Gedächtnis vollzieht sich vor dem Hintergrund der Re-Figuration von Räumen im Spannungsverhältnis zwischen Moderne und Post- oder Spätmoderne, die eng mit einer zunehmenden Mediatistierung kommunikativen Handelns verknüpft ist (vgl. Löw und Knoblauch 2019: 6f.) - ein in der Holocaust Education auf Forschungs- und Praxisebene bislang allenfalls zurückhaltend bearbeiteter Gegenstand. An dieser Art „Spatial Turn“ (Soja 1989, 1996) im Bereich der Holocaust Studies (vgl. Fogu 2016) setzt das Fokusfeld an.
Im Rahmen des Lehrformats „Mapping Memory Mainkofen“, das in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte am Bezirksklinikum Mainkofen, der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich und dem Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim konzipiert und umgesetzt wird, erarbeiten Lehramtsstudierende aus Passau und Linz gemeinsam die Stationen zur hybriden Verankerung von Erinnerungszeichen in einem Stelen-Rundgang am Klinikgelände in Mainkofen. Die Inhalte greifen unterschiedliche Aspekte der NS-Patient*innen-Morde auf und adressieren Individual- wie begleitete Besucher*innen(gruppen).