Zeitzeugengespräch: Bernd und Elke Dämmrich
Im Gespräch mit Bernd und Elke Dämmrich
Am 4. Juni 2025 kamen Bernd und Dr. Elke Dämmrich ins Seminar und berichteten über ihr Leben in der DDR und ihren gescheiterten Fluchtversuch 1977. Als Gäste nahmen zudem Renate Braun, Leiterin der Reiner und Elisabeth Kunze Stiftung und ihr Mann Gernot Posmann an der Seminarsitzung im DiLab der Universität Passau teil.
Nach einer kurzen Begrüßung durch die Dozentinnen Dr. Linda von Keyserlingk-Rehbein und Prof. Dr. Inken Heldt, erörterten die beiden Studentinnen Helena Altmannshofer und Celine Höpfl in Kurzreferaten präzise und kenntnisreich die Themen Fluchtversuche und Haft in der DDR und stellten den Lebensweg von Bernd Dämmrich in einem ersten Überblick vor.
In Thüringen geboren, konnte Bernd Dämmrich nach einer Ausbildung ein Studium für Verfahrenstechnik abschließen. Mit seiner Frau, die als Kieferorthopädin tätig war, und den zwei Kindern lebte er schließlich in Leipzig und arbeitete als Gruppenleiter in einem Betrieb für Plasteverarbeitung.
Die Dämmrichs lehnten das sozialistische System ab, traten nicht in die Partei ein und weigerten sich, für die Staatssicherheit (Stasi) tätig zu sein. Als die Kinder ins schulpflichtige Alter kamen, spitzten sich die Konflikte zu. Die Eltern, die in der Thomas Gemeinde in Leipzig aktiv waren, wollten ihren Kindern eine freiheitliche Persönlichkeitsentwicklung ermöglichen und sie vor sozialistischer Indoktrination bewahren.
Rückblickend sagte Elke Dämmrich: “Wir waren ja keine Widerständler. Wir wollten nur nicht mitmachen, auch damit wir in unseren Köpfen und Herzen Frieden haben.”
Als ihre in Passau lebenden Verwandten, Unterstützung für eine kieferorthopädische Praxis suchten, entwickelten die Dämmrichs Fluchtpläne. Der Versuch der Familie, im Oktober 1977 unerkannt über den Flughafen Warschau in den Westen zu fliegen, scheiterte. Bernd und Elke Dämmrich kamen für eineinhalb Jahre ins Gefängnis und wurden von ihren kleinen Kindern getrennt.

Herr Dämmrich ist als Zeitzeuge bereits häufig in Schulen zu Gast gewesen. Dieses Mal wurde er erstmals von seiner Frau zum Zeitzeugengespräch begleitet. Spontan hat sie viele Aspekte aus ihrer Perspektive ergänzen und vertiefen können, wodurch sich ein umfassenderes Bild der gemeinsamen Erfahrungen in der SED-Diktaur ergab. Beide schilderten eindrücklich, vor welchen Herausforderungen sie als Individuen, Eltern und politische Gefangene in der DDR – insbesondere während der Haftzeit in Hohenschönhausen – standen. Sie erklärten eindringlich, wie sie ihren eigenen Weg der Wehrhaftigkeit gegenüber dem sozialistischen System fanden, das sie entschieden ablehnten.
In der anschließenden Diskussion gingen beide noch ausführlich auf die Fragen der Studierenden ein.

Wir danken Frau und Herrn Dämmrich herzlich für ihren Besuch und das eindrucksvolle Teilen ihrer Lebensgeschichten. Ebenso danken wir Helena Altmannshofer und Celine Höpfl für die gelungene Präsentation und die Moderation des Podiumsgesprächs.
Renate Braun, Leiterin der Reiner und Elisabeth Kunze Stiftung, danken wir für die Bereitstellung von zwei Exemplaren des druckfrischen zweisprachigen Ausstellungsbandes der Kunze Stiftung “Ich habe die tschechische Sprache geheiratet“. Reiner und Elisabeth Kunze, die wir dem Ehepaar Dämmrich als Dank für ihr Engagement überreichen konnten. Über Jahrzehnte waren Bernd und Elke Dämmrich eng mit Reiner und Elisabeth Kunze verbunden. Zunächst in der DDR durch die Lektüre von Kunzes Büchern und schließlich in Passau durch den persönlichen Kontakt und gute Freundschaft. Elisabeth Kunze, die bereits seit 1977 als Kieferorthopädin in Passau arbeitete, war für Elke Dämmrich eine wichtige Stütze bei ihrem beruflichen Neustart in Niederbayern.