Ob im Fernsehen, im Radio oder im Netz: Bilder von Kriegen, Katastrophen und Krisen sind näher an uns dran als je zuvor. Dabei kommen Bilder zum Einsatz, die den Betrachter emotional verstören und ängstigen können. Während Redakteure sich bei der Auswahl von Bildern Gedanken über Informationspflicht, Medienethik und Reichweite machen, spielt bei Bildbetrachtern dieser Entscheidungsprozess oft keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Doch wie sieht es auf der Userseite aus? Gibt es Szenarien, bei denen sich Bildbetrachter den Einsatz von schockierenden Bildern wünschen oder ihn zumindest tolerieren? Welche Einstellung haben sie zu Schutzmechanismen wie dem One-Click-Away-Prinzip?
Im Rahmen der wissenschaftlichen Übung „Onlinekommunikation/Computervermittelte Kommunikation“ wurde eine qualitative Studie zum angemessenen Bildumgang aus Rezipientensicht erhoben. Hier konnten die Masterstudierenden Corinna Weigand, Gandhi Cabañas und Natalie Koscielny erste Hypothesen generieren. Die wichtigsten Erkenntnisse: Der Abdruck von Schockbildern soll aus Lesersicht einer einzelfallabhängigen Güterabwägung auf Basis festgeschriebener, ethischer Leitlinien unterliegen. Eine Rechtfertigung von Schockbildern ist insbesondere abhängig von der Art des gezeigten Unglücks, vom Risiko medialer Instrumentalisierung durch strategische Propaganda sowie vom Geltungsbereich zentraler Persönlichkeitsrechte. Im Falle eines Abdrucks werden Schutzmechanismen wie das One-Click-Away-Prinzip begrüßt.
Alle Befunde der Studie im Detail wurden nun in „Communicatio Socialis“, der Zeitschrift für Medienethik und Kommunikation in Kirche und Gesellschaft, veröffentlicht.
Zum Nachlesen:
Knieper, Thomas; Fabian Wiedel; Corinna Weigand; Gandhi Cabañas; Natalie Koscielny (2017): Bildberichterstattung über Kriege, Katastrophen, Krisen. Eine qualitative Studie zum angemessenen Bildumgang aus Rezipientensicht. In: Communicatio Socialis,
50 (1): 97-112.
Im Uninetz zugänglich über: www.nomos-elibrary.de/10.5771/0010-3497-2017-1-97/bildberichterstattung-ueber-kriege-katastrophen-krisen-eine-qualitative-studie-zum-angemessenen-bildumgang-aus-rezipientensicht-jahrgang-50-2017-heft-1